Klimafreundlich heizen

Mit ihrer Wärmestrategie wollen die Stadtwerke Augsburg zusammen mit der Stadt das Heizen deutlich klimafreundlicher gestalten. Was genau dahinter steckt, verrät Vertriebsleiter Ulrich Längle im Interview.

Herr Längle, Stadt und swa haben Erdgas und Heizöl den Kampf angesagt. Bis 2040 sollen 100 Prozent der Augsburger Haushalte nachhaltig heizen. Ein ambitioniertes Ziel.
Ulrich Längle: Ja, das ist es. Aber es ist notwendig, genau diese Vision nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Stand heute entstehen noch immer etwa 70 Prozent der Wärme aus Gas und Öl. Jedes Kilo CO2, das demnächst nicht mehr in die Luft geblasen wird, verbessert deutlich unsere Lebensqualität. Und auch die Bayerische Staatsregierung hat beschlossen, dass Bayern bis 2040 klimaneutral wird.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben Sie gemeinsam mit der Stadt die „Wärmestrategie“ formuliert. Wie genau sieht die aus?
Die Zukunft der Wärmeversorgung in Augsburg soll auf drei klimafreundlichen Säulen stehen: Fernwärme, Nahwärme und Wärmepumpen. Wir haben die gesamte Stadt unter die Lupe genommen und genau definiert, wo welche Erzeugungsart sinnvoll ist. Das haben wir in einem gesamtstädtischen Plan festgehalten. Dort sind die Fern- und Nahwärme(ausbau)gebiete eingezeichnet. Wenn beispielsweise ein Hausbesitzer über die Sanierung seiner Heizung nachdenkt oder auf einen anderen Energieträger umsteigen möchte, sieht er genau, wann es bei ihm in der Gegend so weit ist.
Fernwärme gehört zu den klimafreundlichsten Heizarten. Wieso wird das Netz nicht über die Stadt ausgebreitet?
Fernwärme verläuft wie ein Schienennetz unter der Stadt. Es gibt immer zwei Rohre: Eines für das warme Wasser, das von der Erzeugungsanlage kommt, und eines für kaltes Wasser, das wieder zum Kraftwerk zurückführt. Da kommen wir allein schon aus Platz- und Ressourcengründen irgendwann an Grenzen. Deshalb ist es manchmal sinnvoller, auf Nahwärme oder Wärmepumpen zu setzen. Und wann macht eine Wärmepumpe Sinn? Meist in Neubaugebieten, wo die Häuser sehr hohe Energieeffizienzstandards erfüllen und deswegen kaum beheizt werden müssen. Dort konzentrieren wir uns darauf, das Stromnetz fit zu machen, damit Wärmepumpen zuverlässig mit Strom aus erneuerbaren Energien laufen können. Aber auch viele Bestandsgebäude können heutzutage problemlos mit Wärmepumpen beheizt werden, entscheidend ist hierbei die Vorlauftemperatur, die das eigene Gebäude benötigt.
Was genau versteht man unter „Nahwärme“?
Das sind kleine, dezentrale Kraftwerke, die einen bestimmten Bereich mit Wärme versorgen. So könnte zum Beispiel die Abwärme aus der Produktion von MAN die Wohnungen und Häuser im näheren Umkreis mit klimaschonender Nahwärme versorgen. Doch auch hier denken wir bereits einen Schritt weiter: Derzeit arbeiten wir an einem Projekt, bei dem die Abwärme von Flüssen zum Heizen genutzt werden kann, sogenannte Flusswasserwärmepumpen. Das könnte auch mit Lech und Wertach funktionieren.
Und was genau macht Fernwärme so klimafreundlich?
Vor allem die Art, wie sie erzeugt wird: Heute entsteht ein Großteil der Fernwärme im Biomasse-Heizkraftwerk in Lechhausen. Hier werden Holzhackschnitzel, ein Abfallprodukt aus dem Wald, verbrannt. Zudem liefert die Müllverbrennung der AVA Abwärme, die ins Netz eingespeist wird. Bereits heute erzeugen die swa ihre Fernwärme aus rund 60 Prozent regenerativer Energie oder Abwärme.
Fernwärme punktet – wo sinnvoll – also deutlich bei den CO2-Emissionen gegenüber Öl und Gas. Aber macht sie auch beim Preis einen Stich?
Tatsächlich ist Fernwärme etwas teurer als die fossilen Brennstoffe. Was aber eingerechnet werden muss, sind beispielsweise die niedrigen Investitionskosten: Während ein Fernwärmeanschluss lediglich eine kleine Übergabestation im Keller erfordert, muss man beispielsweise für einen Öltank inklusive Technik einen ganzen Raum bereitstellen. Auch Kamin und Abgasanlage brauchen Platz und sind vor allen Dingen auch wartungsintensiv. Bei Fernwärme kümmern sich um all das die Stadtwerke Augsburg. Obendrein – das begrüßen wir sehr – plant die Bundesregierung eine Preisaufsicht für Fernwärme. So wird auch in Zukunft sichergestellt, dass die Fernwärmepreise sich nicht zu „Monopol-Phantasiepreisen“ entwickeln, sondern sich immer an den Gegebenheiten am Markt orientieren.
Obwohl die Fernwärmeleitungen unterirdisch unbemerkt ihre Arbeit machen, so machen sie sich doch beim Ausbau des Leitungsnetzes bemerkbar. Gefühlt ist aktuell an jeder Ecke eine Baustelle, bei der die Straße aufgerissen wird.
Ich verstehe, dass es nicht angenehm ist, wenn man über Wochen eine Baustelle vor der Türe hat und Straßen für den Verkehr gesperrt sind. Doch dieses kurzfristige Ärgernis ist eine langfristige Investition in ein lebenswertes Augsburg. Heizöl und Erdgas verbrennen direkt vor unserer Haustüre. Mit jeder Heizung, die auf Fernwärme umgestellt wird, steigt die Luftqualität in Augsburg – und damit die Lebensqualität. Heute und für kommende Generationen.

Fotos: swa/Thomas Hosemann


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