Von der Pferdebahn zur Mobilitätsdrehscheibe: es wird elektrisch
Nachdem sich die Augsburger Pferdebahn als nicht rentabel herausgestellt hatte, wurde 1897 mit dem Umbau der Gleise und der Elektrifizierung begonnen. Bereits im ersten Jahr des elektrischen Betriebs wurden über fünf Millionen Fahrgäste gezählt.
Nachdem die Pferdebahn gerade einmal knapp zwei Jahrzehnte durch Augsburg gezuckelt und der probeweise durchgeführte Dampflok-Betrieb nur ein kurzes Intermezzo geblieben war, begann im Jahre 1898 eine Ära, die bis heute andauert – die der elektrischen Straßenbahn.
Gleisumbau und Elektrifizierung
Bereits 1895 hatte die Nürnberger Firma Schuckert & Co. die unrentable Pferdebahn übernommen. Wenig später entstanden am Senkelbach ein Elektrizitätswerk, ein Direktionsgebäude und ein Depot, das Platz für 60 Wagen hatte. Im Mai 1897 begann der Umbau der Gleise und die Elektrifizierung. Anstelle der 1,435 Meter breiten Pferdebahnspur wurde die bis heute in Augsburg übliche 1-Meter-Spur gewählt. Während der Umstellungsphase waren aber weiterhin die Pferdebahnen im Einsatz. Im Juni 1898 fuhren die ersten elektrischen Straßenbahnen durch Augsburg. Sie waren zwischen Oberhausen und Göggingen sowie zwischen der Station Perlach und Lechhausen im Einsatz. Am 1. September 1898 war es dann vollbracht: Das komplette Straßenbahnnetz wurde ab diesem Zeitpunkt elektrisch betrieben.
Vier Straßenbahnstrecken für die Augsburger
Zur damaligen Zeit lebten rund 86.000 Menschen in Augsburg. Ihnen standen nun vier Strecken zur Auswahl, die sie mit der Straßenbahn zurücklegen konnten. Sie verliefen zwischen Oberhausen und Göggingen, Lechhausen und Pfersee, Perlach und der Haunstetter Straße sowie zwischen Königsplatz und Rotem Tor. Im Stadtbezirk Augsburg waren die Bahnen im 5-Minuten-Takt unterwegs, außerhalb im 10-Minuten-Takt. Die Zahl der Passagiere entwickelte sich sprunghaft. Hatte die Pferdebahn im letzten Jahr ihres Bestehens noch 1,67 Millionen Menschen befördert, wurden im ersten Jahr des elektrischen Betriebs bereits knapp 5,5 Millionen Fahrgäste gezählt.
Ausbau des Streckennetzes
Das neue Jahrhundert war gerade einmal drei Monate alt, schon gab es einen Betreiberwechsel und die Augsburger Straßenbahn wurde von der neu gegründeten „Augsburger elektrische Straßenbahn AG“ übernommen. Ein Jahr später ging die von der Wertachbrücke bis zum Oberhauser Bahnhof verlängerte Strecke in Betrieb. In Richtung Drentwettstraße wurde nur noch ein Pendelwagen eingesetzt. Dieser wurde aber aufgrund mangelnden Zuspruchs bereits 1902 ebenso stillgelegt wie der Betrieb zwischen Königsplatz und Rotem Tor. Die Gleise wurden abgebaut und beim Bau der 1904 eröffneten neuen Linie vom Klinkertor über den Kö bis zur Infanteriekaserne wiederverwendet.
Das erste Doppelgleis wird verlegt
Buchstäblich bahnbrechend war schließlich die durch einen Durchbruch geschaffene Verbindung von Königsplatz und Moritzplatz, die im Herbst 1905 endgültig fertig gestellt war. Auf der neuen Bürgermeister-Fischer-Straße wurde erstmals ein Doppelgleis verlegt. Dies hatte zur Folge, dass die Streckenführung über die Philippine-Welser-Straße und die Annastraße ausgedient hatte. Der Königsplatz, an dem sich nun drei Linien trafen, löste den Ludwigsplatz (heute Rathausplatz) als Umsteigezentrum ab.
Bilder: Stadtwerke Augsburg