
Triathlet Lukas Stahl: aus dem Kanu zum IRONMAN nach Hawaii
Für Lukas Stahl aus Augsburg sind Schwimmen, Laufen und Radfahren nicht nur Hobbies. Der Profi-Triathlet ist bereits beim IRONMAN in Hawaii gestartet. Im Interview erzählt er, was ihn antreibt – und welches Ziel er sich für 2025 gesetzt hat.
Triathlon, das bedeutet Schwimmen, Radfahren und Laufen. Bis zu 3,8 Kilometer legen die Athleten zuerst im Wasser zurück, dann geht es auf das Rad. Beim wohl bekanntesten Triathlon, dem IRONMAN, wird eine Distanz von 180 Kilometern absolviert. Danach folgt das Laufen, bis zu 42,2 Kilometer laufen die Sportlerinnen und Sportler, also einen kompletten Marathon. Lukas Stahl aus Augsburg ist seit 2024 Teil der Profiliga im Triathlon - und wir begleiten ihn ab sofort als Sponsoringpartner. Was mit einer spontanen Idee begann, hat sich seitdem zu seinem Lebensmittelpunkt entwickelt. Wir haben ihn zum Interview an der Augsburger Sportanlage Süd getroffen.
swa: Wie bist du zum Triathlon gekommen und was hat dich dazu inspiriert, diesen Sport professionell zu betreiben?
Ursprünglich habe ich relativ erfolgreich Kanuslalom betrieben. 2019 bin ich eher just for fun meinen ersten Halbmarathon in 1:31 Stunden in Augsburg gelaufen und mir hat dabei der Ausdaueraspekt sehr gut gefallen. Durch Corona war es dann so, dass ich nicht viel Zeit im Boot verbringen konnte, sondern eher viel draußen auf dem Fahrrad unterwegs war. Dadurch, dass ich eher jemand bin, der die Herausforderung liebt, dachte ich mir: Hey, Radfahren und Laufen habe ich ja schon, jetzt fehlt eigentlich nur noch Schwimmen für einen Triathlon.
Und dann sollte es gleich der IRONMAN werden...
Und so habe ich mir dann das Ziel gesetzt, 2021 einen IRONMAN zu finishen. Überraschenderweise habe ich 2021 bei der IRONMAN Europameisterschaft in Frankfurt direkt meine Altersklasse gewonnen und mich für Hawaii qualifiziert. Und so kam eins zum anderen. Nachdem ich 2023 den IRONMAN Frankfurt Overall gewonnen habe (also als schnellster aller 3.500 Teilnehmer) und Altersklassen Weltmeister geworden bin, war für mich klar, dass ich Profi werden möchte – zum einen, um eine neue Herausforderung zu haben und zum anderen, um mein damaliges Hobby zum Beruf zu machen.
Kannst du uns einen Einblick in deinen typischen Trainingsalltag geben?
Mein normaler Trainingstag beginnt meistens um kurz vor 6 Uhr morgens mit einem kleinen Frühstück, bevor es zur ersten von drei Trainingseinheiten geht. Das ist meistens eine Rad- oder Laufeinheit. Danach gibt es eine kleine Zwischenmahlzeit, um die Speicher für das zweite Training aufzufüllen. Die zweite Session ist dann meistens so gegen 12 Uhr und die Dritte gegen 17/18 Uhr. Ich trainiere eigentlich jeden Tag alle drei Disziplinen, außer an zwei Tagen in der Woche, dort tausche ich das Laufen gegen Krafttraining. Es ist immer eine Balance zwischen ausreichend Essen zwischen den Einheiten und Trainieren. Allerdings ist es auch wichtig, das Richtige zu essen, da ich an einem normalen Trainingstag rund 5.000 bis 6.000 Kilokalorien zu mir nehmen muss.
Wie bereitest du dich auf große Wettkämpfe wie den IRONMAN vor?
Für IRONMANs habe ich eine sehr lange Aufbau- und Vorbereitungsphase, in der schrittweise der Trainingsumfang erhöht wird. Hier kann es schon öfter mal vorkommen, dass ich über 40 Stunden pro Woche trainiere, je nach Trainingsphase.
Welche Rolle spielt mentale Vorbereitung in deinem Training?
Mentale Vorbereitung ist für mich sehr wichtig. Den Erfolg bei einem IRONMAN machen ungefähr 50 Prozent der Körper und 50 Prozent die mentale Einstellung aus. Deshalb arbeite ich im Training viel mit Visualisierung, um für den Wettkampf bestens vorbereitet zu sein.
Was war dein bisher größter Erfolg im Triathlon und warum?
Mein größter Erfolg war der Overall-Sieg bei der IRONMAN Europameisterschaft in Frankfurt 2023. Für mich war es ein ganz besonderer Moment, da ich als erster Finisher das Zielbanner nehmen durfte. Es war ein unbeschreiblicher Moment und der Hauptgrund, warum ich gesagt habe, ich will Profi werden. Ich wollte solche Momente öfter erleben.
Welche Herausforderungen hast du auf deinem Weg als Triathlet überwunden und wie hast du das geschafft?
Das Schwierigste ist, Prioritäten zu setzen und das richtige Training für sich zu finden. Man hat drei verschiedene Disziplinen, in denen es immer etwas zu tun und zu verbessern gibt. Um das Beste aus sich rauszuholen, ist es wichtig, den besten Mix im Training zu finden. Ich habe mich anfangs hingesetzt und gesagt: Was brauche ich für den IRONMAN? Und da war meine erste Antwort: Ausdauer. Deshalb habe ich fast ein Jahr lang sehr viele und lange Einheiten gemacht, um mir eine gute Ausdauer und Basis aufzubauen. Anfangs lagen meine Schwimmeinheiten nie unter sechs Kilometern. Und nachdem ich mir eine gewisse Grundbasis aufgebaut hatte, habe ich mich mit den Feinheiten beschäftigt. Mit dem Wechsel in das Profilager war es das Gleiche. Dadurch, dass es im Vergleich zu Altersklassenrennen eine komplett andere Renndynamik gibt, musste ich erstmal mein Training umstellen und darauf anpassen.
Was sind deine Ziele für die kommende Saison und welche Wettkämpfe stehen auf deinem Plan?
Das Hauptziel ist die IRONMAN WM in Nizza. Allerdings muss ich mich dafür erst noch qualifizieren. Dafür habe ich mir im Mai den IRONMAN Lanzarote und im Juni den IRONMAN Klagenfurt rausgesucht. Beides Strecken mit vielen Höhenmetern, was mir als leichter Athlet entgegenkommt.
Ansonsten stehen die Pläne nach diesen beiden Rennen noch nicht ganz fest.
Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade trainierst oder an Wettkämpfen teilnimmst?
Ich bin gerne draußen unterwegs und treffe mich mit Freunden. Das hilft mir, relativ gut ausgeglichen zu bleiben und auch mal vom Sport abzuschalten.
Was verbindet dich mit den swa?
Die Kernthemen Energie, Wasser und Mobilität beschreiben auch relativ gut den IRONMAN und mich. Energie zum Beispiel. Bei einem IRONMAN geht es nie darum, wer der schnellste ist, sondern wer am besten mit seiner Energie haushalten kann, bevor der bekannte ‚Mann mit dem Holzhammer‘ kommt. An so einem Wettkampftag verbraucht man knapp 10.000 Kilokalorien. Die kann man natürlich nicht alle zu sich nehmen. Deshalb muss man immer gut überlegen, wie schnell man jede Disziplin macht, da es natürlich dementsprechend Energie braucht. Wasser: Die erste Disziplin das Schwimmen findet im Wasser statt. Mobilität: Als Triathlet ist man sehr mobil und viel unterwegs, sei es im Training oder im Wettkampf. Ich habe zum Beispiel in 2023 im Training mehr als 20.000 Kilometer auf dem Sattel verbracht.
Fotos: swa/Bernd Jaufmann