So kaufe ich eine Straßenbahn: das Pflichtenheft
In Teil 5 der Serie „So kaufe ich eine Straßenbahn“ wird das Pflichtenheft unter die Lupe genommen. Wie wird es erstellt und was hat letztlich die Technische Aufsichtsbehörde damit zu tun? Diese und weitere Fragen werden im fünften Teil erläutert.
Nachdem die Bedarfsermittlung, die Beschaffungsplanung, das Vergabeverfahren sowie der Vertragsschluss erfolgreich absolviert wurden, wird jetzt das Pflichtenheft in Angriff genommen. Doch was genau ist eigentlich ein Pflichtenheft und welche Rolle spielt es für die neuen Straßenbahnen? Im Pflichtenheft steht beispielsweise, wie kompatibel die neuen Straßenbahnen der Stadtwerke Augsburg (swa) mit dem Augsburger Schienennetz sind. Es werden aber auch weitere Anforderungen, wie die Anzahl und Größen der Türen, die Sitzverteilung oder die Maße der Fahrzeuge, aufgeführt. Letztlich sind all diese Punkte wichtig, damit die Straßenbahnen in naher Zukunft durch die Stadt rollen können.
Abstimmung mit der Technischen Aufsichtsbehörde
Ist das Pflichtenheft vollständig, wird es mit der Technischen Aufsichtsbehörde abgestimmt. Die für die swa zuständige Technische Aufsichtsbehörde (TAB) ist bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt und überwacht, dass die Fahrzeuge mit den Bauunterlagen übereinstimmen und betriebssicher sind. Nach erfolgter Prüfung der Unterlagen sowie der Spezifikationen der Fahrzeuge durch die TAB werden Zustimmungen sowie Abnahmen für die neuen Straßenbahnen erteilt. Im letzten Schritt gibt es für jedes Fahrzeug einen Zulassungsbescheid. Konkret heißt das: Die swa weisen der TAB nach, dass alle gültigen Normen und Regeln, wie z.B. bei der Elektrik oder der Fahrwerke, eingehalten wurden.
TAB – vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit
Ohne Abstimmung mit der TAB würde die Gefahr bestehen, dass die Fahrzeuge falsch ausgelegt und gebaut werden. Dann könnten sie auch nicht von der TAB freigegeben werden. „Eine frühe Einbindung der Behörden in die operative Abwicklung bewirkt eine vertrauensvolle sowie transparente Zusammenarbeit, die für die Einhaltung des Terminplans wie auch der Qualität wichtig ist“, so Klaus Röder, Leiter swa Fahrzeuge. Nach Rücksprache mit den swa wurden von der Firma Stadler, die die neuen Fahrzeuge baut, beispielsweise die Elektrik und die Klimaanlage leicht angepasst. Auch diese Änderungswünsche wurde mit der TAB vorab besprochen und abgeklärt. Und mit der Freigabe des Lastenhefts endet die Zusammenarbeit zwischen TAB und swa noch lange nicht: „Die Abstimmung mit der TAB ist ein laufender Prozess. Sind die neuen Fahrzeuge erstmal in Augsburg, wird die Betriebstauglichkeit und Sicherheit unter tatsächlichen Bedingungen überprüft. Dazu zählt dann zum Beispiel die Bremsleistung am steilsten Punkt des Augsburger Schienennetzes, dem Perlachberg.“
Fotos: swa / Thomas Hosemann; Stadler Rail AG