Nachhaltigkeit in Augsburg: Ein gemeinsamer Weg
Frage: Frau Weber, die Klimabeschlüsse des Stadtrats sind sehr ambitioniert, mit einem CO2-Restbudget von 20 Millionen Tonnen. Wie steht denn Augsburg eigentlich im Vergleich zu anderen Städten da in Sachen CO2-Emmissionen?
Eva Weber:
In Bezug auf CO2-Emissionen sind Vergleiche immer etwas schwierig, weil viele unterschiedliche Faktoren ineinandergreifen. So können wir beispielsweise dank Wertach und Lech stark auf Wasserkraft setzen, was anderen Städten teilweise gar nicht möglich ist.
Den Vergleich zu anderen Städten muss Augsburg aber auf keinen Fall scheuen. Wir sind bereits wichtige und wegweisende Schritte gegangen und haben entsprechende Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. Nun gilt es, bestehende Maßnahmen zu intensivieren und weitere auf den Weg zu bringen. Unser Ziel ist es, bis 2030 die klimafreundlichste Stadt Bayerns zu werden – und damit Vorreiter und Vorbild für andere Kommunen zu sein.
Frage: Wo genau soll denn CO2 eingespart werden? Was sehen die Klimabeschlüsse vor?
Eva Weber:
Vorranging soll CO2 in den drei großen Themenblöcken eingespart werden: Strom, Wärme und Mobilität. Beim Strom beispielsweise setzen wir auf den Ausbau von erneuerbaren Energien, Photovoltaik, Windkraft oder auf die energetische Modernisierung der städtischen Gebäude. All das sind Schrauben, an denen wir drehen können.
Wir müssen bei der Wärme mittelfristig weg vom Erdöl- und Erdgas bei der Wohnungsheizung, dafür wird der Fernwärmeausbau vorangetrieben und die Stadtwerke sind dafür ein starker Partner.
Beim Thema Mobilität führt der Weg über viele Etappen, wie die Erhöhung der Elektromobilität und der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Moderne Mobilität bedeutet aber den Verkehr als Ganzes neu zu denken. Dazu gehört der Ausbau des Radwegenetzes und Konzepte zur Verkehrslenkung, welche das ÖPNV-Angebot verbessern. Moderne Mobilität braucht viele innovative Lösungen und die kluge Vernetzung unterschiedlicher Angebote.
Frage: Welche Rolle spielen hier die Stadtwerke Augsburg?
Eva Weber:
Die Stadtwerke Augsburg sind unentbehrlich für das Erreichen der gesetzten Klimaschutzziele. Wir als Stadt Augsburg und auch ich persönlich sind sehr froh, in den Stadtwerken einen solch starken Partner zu haben, der zahlreiche Klimaschutz-Projekte auf den Weg bringt. Das große swa-Carsharing-Angebot, zu dem inzwischen circa 300 Fahrzeuge an über 100 Standorten zählen, ist beispielsweise ein wichtiges Puzzlestück im Bereich Mobilität. Von besonderer Tragweite ist der bereits angesprochene Ausbau des Fernwärmenetzwerks, hier werden in den nächsten fünf Jahren 80 Millionen Euro investiert.
Frage: Nun zählt ja die Industrie ja zu den größten Emittenten von CO2. Wie kann man hier reduzieren, ohne dass wir unserer Wirtschaft schaden?
Eva Weber:
Ja, die Industrie zählt zu den größten Emittenten von CO2 – genau deshalb ist sie aber auch unser wichtigster Hebel bei der Einsparung von CO2. Ich bin immer wieder begeistert, wie innovativ viele Augsburger Unternehmen in diesem Bereich agieren. Vorbilder sind hier sicherlich MAN Energy Solutions oder Faurecia, aber auch zahlreiche mittelständische und kleine Unternehmen.
Als Stadt schaffen wir Rahmenbedingungen, um die Unternehmen bestmöglich bei diesen Prozessen zu unterstützen, sodass eben ein gutes Wirtschaften weiter möglich bleibt. Gerne zwei Beispiele:
- Der Augsburg Innovationspark ist ein zukunftsweisendes Projekt der Region Augsburg. Aktuell entsteht zentrumsnah einer der größten Innovationsparks Europas, dessen Herzstück das Technologiezentrum bildet. Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen vernetzen sich über diese Plattform zu Projekten im Rahmen von Industrie 4.0, Leichtbau und Faserverbund, Mechatronik und Automation, IT und Embedded Systems, Umwelttechnik, Luft und Raumfahrt und tragen so zur langfristigen Entwicklung eines international anerkannten Zentrums für Ressourceneffizienz bei.
- Der Wirtschaftsraum Augsburg ist offizielles Umweltkompetenzzentrum in Bayern und ein führender Standort für die Entwicklung von Umwelttechnologien in Deutschland und Europa. Augsburg zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Konzentration von Know-how im Umweltbereich aus. Das Landesamt für Umwelt, das bifa Umweltinstitut, das Wissenschaftszentrum Umwelt und das Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung. Dies alles sind erste Adressen für Know-how im Bereich Umwelt, sei es Umwelttechnologie, Analytik oder Grundlagenwissen.
Frage: Was kann jeder einzelne in Augsburg Lebende tun, um die Stadt bei diesem Ziel zu unterstützen?
Eva Weber:
Klimaschutz geht nur gemeinsam. Deshalb sind neben der Politik und den Unternehmen auch wir Augsburgerinnen und Augsburger gefragt. Ich finde wichtig, dass wir uns immer wieder bewusstmachen, dass es hierfür keine Patentlösung gibt. Was für manche nur einen kleinen Verzicht bedeuten mag, stellt für andere einen harten Einschnitt dar. Eine Orientierungshilfe für die vielen Möglichkeiten, Klimaschutz in den eigenen Alltag zu integrieren, liefert unsere städtische Beteiligungsplattform „Blue City Augsburg“.
Fotos:
Stadt Augsburg
swa / Thomas Hosemann