#Lieblingsstadt: der Hofgarten
Vor einer wunderschönen Kulisse in aller Ruhe ein gutes Buch lesen, die Sonne genießen, umgeben von duftenden Blumen und trotzdem mitten in der Stadt. So sieht für Anita der perfekte Ort aus, um den Alltagsstress kurz zu vergessen.
„Egal ob mit Buch in der Hand oder Musik auf den Ohren – im Hofgarten kann ich mich einfach entspannen“, sagt Studentin Anita. Vor allem der offene Bücherschrank hat es der Literaturfanatikerin angetan: „Ich habe eine kleine Schwäche für Bücher. Deshalb findet man mich wahrscheinlich meistens beim Stöbern vor dem Regal oder bereits vertieft in einen Schmöker.“
Da der Hofgarten mitten im Domviertel liegt, nutzen vor allem Geschäftsleute den abgelegenen Ort, um einmal durchzuatmen. „Die Mauer rund um die Parkanlage lässt weder neugierige Blicke noch den städtischen Lärm durchdringen. Bei Unistress, meiner Mittagspause oder auch einfach, wenn mir Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, komme ich gerne her, um abzuschalten.“ Der Hofgarten mag zwar – trotz seiner versteckten Lage hinter dem Augsburger Dom – längst kein Geheimtipp mehr sein, trotzdem nutzen die Augsburger den Park gern als Ruhe-Oase.
Flora und Fauna im Hofgarten
Der, früher zur Bischöflichen Residenz auf dem Fronhof gehörende, Hofgarten lässt so manches Gärtnerherz höherschlagen. Perfekt geschnittene Pyramidenbäume führen die Besucher ins Parkinnere zum Wasserbecken samt beachtlicher Fontäne, während der Blumenduft immer stärker wird. Von den weißen Metallstühlen um den Seerosenteich kann man den Zierfischen und den Wasserschildkröten beim Schwimmen zusehen. Diese Liebe zum Detail lässt auch heute noch an die Kunst des Barocks und Rokoko erinnern.
Die offene Bibliothek
Die Idee für den offenen Bücherschrank kommt eigentlich von einem Kunstprojekt aus dem Jahr 2001. Damals wurde ein drei Meter hohes Mahagoniregal aufgestellt. Die Installation war zwar zeitlich begrenzt, jedoch wünschten sich die Augsburger einen offenen Bücherschrank mit dauerhaftem Betrieb. Seit dem 22. Juli 2003 werden hier nun Bücher gelesen, mitgenommen und abgelegt.
Die geheimnisvolle Geschichte des Hofgartens
Der Hofgarten der Augsburger Bischofsresidenz wurde bereits in den Jahren 1739 bis 1744 angelegt – von wem ist allerdings umstritten. Gleiches gilt für die steinernen Barockzwerge. Auch diese sind von einem unbekannten Bildhauer erschaffen worden. Als Vorlage für die Figuren wurden höchstwahrscheinlich die bekannten Zwergenstiche des bei Martin Engelbrecht erschienenen „Callotto resuscitato, oder ‚Neu eingerichtes Zwerchen Cabinet‘“ benutzt. Die fünf Zwerge sind allerdings nicht vollständig, denn ursprünglich sollen es wohl zwölf gewesen sein. So wurde beispielsweise einer der verschollenen Zwerge in Florida wiedergefunden. Die verbliebenen Statuen gelangten aus dem Salzburger Schloss Maribel durch einen Kunstsammler in städtischen Besitz.
Inzwischen ist der Hofgarten samt offenem Bücherschrank nicht mehr aus Augsburg wegzudenken. Deshalb ist er nicht nur zu Anitas Lieblingsort in der Stadt geworden. Vor allem viel beschäftigte Menschen kommen her, um die Seele baumeln zu lassen. Aber Vorsicht, Anita hat schon so manches Mal die Zeit vergessen und so ihre Mittagspause unfreiwillig überzogen.
Fotos: swa / Thomas Hosemann