Kleine Modelle, große Ideen
So etwas gibt es auf unserem Planeten nur ein einziges Mal: die Modellsammlung im Maximilianmuseum. Neben Architekturmodellen, wie beispielsweise eines vom Augsburger Rathaus, sind es vor allem die Modelle rund um die Wasserversorgung der Fuggerstadt, welche die Besucher faszinieren. Im Miniaturformat sind dort funktionsfähige Modelle von Wasserrädern, Pumpwerken oder auch Treppen für Wassertürme zu bestaunen. Die Kammer und ihr Inhalt stehen auf der Liste der national wertvollen Kulturgüter – und spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewerbung Augsburgs um den Titel UNESCO-Welterbe für seine Wasserwirtschaft.
Technische Wunderwerke und vollendete Kunst
Nehmen wir die Ausstellungsstücke doch mal genau unter die Lupe. Wie viele Tage mag er wohl zugebracht haben, der Brunnenmeister Caspar Walter, um sein Modell eines Wasserrads mit zwei Pumpentypen anzufertigen? Streichholzdünne Stangen, feine Balken und Streben, die Achse des Wasserrads rund gedrechselt, die Blätter desselben Stück für Stück in Handarbeit gefertigt und montiert – jedes Detail ein kleines, das ganze Modell ein großes Kunstwerk. Noch dazu eines, das tatsächlich funktioniert. So konnte der Meister dem Magistrat vorführen, dass seine Idee in die Tat umsetzbar ist, die Grundvoraussetzung dafür, dass man dort Geld in die Hand nahm. Ein Verfahren, das bis heute angewendet wird.
Allerdings bedienen sich die Baumeister unserer Zeit eines Computers und „simulieren“ die Technik mit Software. Umso mehr Respekt zollen Fachleute bis heute den Modellen im Maximilianmuseum ihren Respekt. Handelt es sich doch nicht nur um technische Wunderwerke ihrer Zeit, sondern auch um vollendete Kunst, die sich auf einer Ebene zum Beispiel mit den Schnitzereien an Altären befindet. Es musste einer in der Tat Meister seines Fachs sein, um solche Miniaturbauten mit voller Funktionsfähigkeit zu konstruieren und zu bauen. Noch dazu mit den einfachen Handwerksmitteln jener Zeit.
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Ohne Brunnen und Pumpen gab es kein Wasser
Warum waren die Brunnen und Pumpwerke so wichtig für Augsburg? Große Teile der Stadt liegen deutlich höher als die Quellen. Das Trink- und Brauchwasser konnte also nicht einfach aus Flüssen, Bächen und Kanälen abgeschöpft werden. Vielmehr brauchte es technische Hilfsmittel, um es in die höhergelegene Stadt und, später dann, auch in die oberen Etagen der Gebäude zu pumpen.
Eine Aufgabe, die zum Beispiel die Wassertürme am Roten Tor als Hauptwasserwerk der Stadt übernahmen. Das Verblüffende an der Technik von damals: Viele ihrer Grundprinzipien gelten bis heute. Auch die moderne Versorgung Augsburgs mit Trinkwasser durch die swa greift darauf zurück, auch wenn die dazu nötigen Anlagen dem Stand des 21. Jahrhunderts entsprechen. Wie überhaupt die Wasserversorgung sich über die Jahrhunderte zum heutigen Stand entwickelt hat. Das ist nach wie vor weltweit mustergültig – und mit ein Grund für die Bewerbung um den Titel UNESCO-Welterbe.
Einzigartige Modellsammlung
Dass es die Sammlung in ihrer heutigen Form noch gibt, ist alles andere als selbstverständlich. Hierzu mussten mehrere Faktoren zusammenspielen. Erstens: das nachhaltige Denken des Augsburger Magistrats. Die Modelle dienten vor allem auch der Ausbildung künftiger Brunnenmeistergenerationen. Sie lernten so die spezifischen hydraulischen Techniken kennen. Zweitens: das Bewusstsein für den Wert der Modelle. Darum wurden sie vom Dachboden des Rathauses während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert. So überstanden sie die Bombenangriffe unbeschadet. Drittens: die Bereitschaft, diese „Bausteine der Stadtgeschichte“ zu erhalten. So bekamen die Modelle ihren Platz nicht in irgendeinem Lager, sondern in einem eigenen Raum des Maximilianmuseums. Bis zum heutigen Tag bezeugen sie dort die großartigen Ideen und Leistungen der Augsburger Brunnenmeister und den Wert des Wassers für unsere Stadt.
Neben der Modellsammlung ist auch das historische Wasserwerk am Hochablass Teil der UNESCO-Welterbe-Bewerbung. Welch technische Wunderwerk sich hinter den gelben Mauern verbergen, verrät Teil 3 der UNESCO-Serie.