Horizontalfilterbrunnen: Der Standort macht's

Horizontalfilterbrunnen können nur an ganz bestimmten Stellen im Trinkwasserschutzgebiet entstehen. Die Suche danach ist ein bisschen wie die nach der Nadel im Heuhaufen.

Das Trinkwasser in Augsburg ist unter anderem deswegen so sauber, weil die Stadtwerke Augsburg (swa) neben den üblichen Flachbrunnen auch auf den Einsatz von Horizontalfilterbrunnen setzen. Der Vorteil dieser Brunnen: Sie fördern das Grundwasser aus etwas tieferen Gesteinsschichten. So hat es mehr Zeit, den natürlichen Reinigungsprozess zu durchlaufen und kommt so immer frisch und sauber aus dem Hahn.

Der Weg des Wassers im Boden

Doch wo finden sich optimale Gesteinsverhältnisse für den Bau eines solchen Horizontalfilterbrunnens? Der für die Wassergewinnung wichtige Untergrund besteht aus vier Schichten: oberflächennah ist der Humus (etwa 50 Zentimeter dick). Dann folgt eine etwa acht Meter dicke Kiesschicht (Quartär) und schließlich die verschiedenen Sande des oberen Tertiär. Nach etwa 26 Metern kommt dann eine undurchlässige Tonschicht, der sogenannte Blaue Ton, welcher den Grund des ersten Grundwasserstockwerkes bildet. Für den optimalen Standort des Horizontalfilterbrunnens muss vor allem die Beschaffenheit der einzelnen Bodenschichten analysiert werden. Je dicker die Sandschicht im Tertiär, umso höher ist die Filterwirkung des Regenwassers auf seinem Weg nach unten.

Probebohrung: Gefeit vor bösen Überraschungen

Doch diese Bohrungen sind teuer: Schon eine erste Erkundungsbohrung schlägt mit etwa 15.000 Euro zu Buche. Allerdings sind sie notwendig: Würde sich erst nach Beginn der Brunnenbauarbeiten herausstellen, dass beispielsweise die Bodenschichten nicht genügend Grundwasser liefern oder die Wasserqualität durch einen hohen Eisen-Mangan-Anteil beeinträchtigt wird, würde das weitaus höhere Kosten hervorrufen – und die swa hätten viel Geld sprichwörtlich in den Sand gesetzt. Also werden mehrere Probebohrungen erstellt, um den optimalen Standort zu finden. Es wird akribisch gearbeitet und die Hilfe von Spezialisten zu Rate gezogen: Sogenannte Hydrogeologen, die sich besonders gut mit der Bodenbeschaffenheit und den Grundwasserströmen auskennen, helfen bei der korrekten Analyse.

So läuft eine Probebohrung ab

Zunächst werden anhand eines sogenannten hydrogeologischen Modells (dieses bildet die Bodenbeschaffenheit und die Grundwasserströme ab) passende Stellen gesucht. Wichtig für diese Stellen ist, dass die Bodenschichten hier das Grundwasser einerseits gut schützen und andererseits aber so beschaffen sind, dass ausreichend Wasser gefördert werden kann. Anschließend können die Erkundungsbohrungen beginnen: Ein eher unscheinbares Rohr von etwa 13 Zentimetern Durchmesser wird bis zum Blauen Ton, der sich in etwa 30 Metern Tiefe befindet, gebohrt. Über der Erde wird es von einem Betonsockel geschützt. In dieses Rohr wird eine Pumpe samt Messsonde herabgelassen. Diese Pumpe fördert über mehrere Tage Wasser an die Oberfläche. Das wird im Labor genauestens analysiert und auf erwünschte und unerwünschte Mineralien untersucht.

Keine Probebohrung ist umsonst

Bis schließlich der optimale Standort hinter der Schießplatzheide gefunden wurde, mussten elf Probebohrungen gemacht werden. Aber selbst die erfolglosen Bohrungen haben noch einen Zweck: Die Bohrlöcher werden nicht verfüllt, sondern bleiben bestehen. An diesen können künftig zusätzliche Wasserproben entnommen oder der Grundwasserstand gemessen werden. Sozusagen ein „Guckloch“ in den Untergrund. Diese Probebohrungen erkennt man beim gemütlichen Spaziergang durch den Stadtwald an Betonsockeln, aus denen ein gelbes Rohr ragt – vielleicht hat sich der ein oder andere schon einmal gefragt, was sich dahinter verbergen könnte...

Foto: swa/Thomas Hosemann

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