Ein nostalgischer Rückblick auf 10 Jahre Modular – Teil 2
Sebastian Kochs, Festivalleiter zur Gründung des Modulars 2009, Christoph Elwert, heutiger Festivalleiter und Franz Schenck Vorsitzender des Stadtjugendrings Augsburg, sprechen im ersten Teil des Interviews über die letzten 10 Jahre Modular.
Franz, was wird sich durch das neue Gelände ändern?
Franz Schenck: Das Modular war schon immer durch Veränderungen geprägt – und davon lebt es auch. Das sagt allein der Name: „Modular“ kommt von den einzelnen Modulen des Festivals, die zusammenspielen und die man beliebig austauschen kann. Im Programm bleibt dieses Jahr alles recht ähnlich zu den Vorjahren. Aber der Charme des Festivals wird definitiv ein anderer, ein ganz neuer: weg von einem grünen, klassischen Outdoor-Festival, wie wir es aus den letzten Jahren kannten, und hin zu einem Festival auf einer wirklich schönen, alten Industrieanlage, die durch die Obstwiesen trotzdem ein bisschen Grün dabei hat. Das ist eine tolle Chance, das Modular noch einmal neu zu erfinden. Ich bin stolz darauf, dass wir noch einmal die Möglichkeit haben, einen Ort als erstes zu bespielen, der lange Zeit nicht bespielt wurde und der vor allem für die Jugend lange Zeit nicht nutzbar war.
Was bedeutet das Festival für Augsburg – in der Vergangenheit und heute?
Franz: Das Modular ist sehr bedeutend für die Stadt. Es ist zum einen eine Plattform für Künstler, für Bands, auch für unbekannte und lokale Musiker, die sonst keine Bühne bekommen würden. Das ist sehr wichtig für eine Stadt, die so von Kultur geprägt ist wie Augsburg, dass es so einen Ort gibt, der eben auch die richtige Atmosphäre mitbringt. Und neben diesen Künstlern und Musikern bietet das Modular auch anderen Institutionen eine Plattform, auf der sie sich einbringen und präsentieren können. Das ist ja das Besondere am Modular: Es ist kein klassisches Besucherfestival, sondern lebt davon, dass jeder, der das möchte, seinen Teil dazu beiträgt – egal ob Organisator, Musiker, Künstler oder Besucher. Und das ist für Augsburg mit das Spannendste: Hier kann unsere Stadt zeigen, was sie alles kann.
Was ist für dich persönlich das Besondere am Modular?
Franz: Wenn wir am Abend zusammen mit den Volunteers, die in dieser Zeit wirklich einiges an Herzblut, Zeit und Mühe mitbringen und den ganzen Tag geschuttelt ahben, ums Lagerfeuer herumsitzen. Man unterhält sich, entspannt ein bisschen und hat einfach eine gute Zeit. Da merke ich wieder, dass wir wirklich wie eine große Familie sind.
Werfen wir einen gemeinsamen Blick zurück: Was werdet ihr drei aus den letzten zehn Jahren Modular niemals vergessen?
Sebastian: Ganz klar: Den Workshop "Big Battle" der ersten Jahre. Da konnten sich die Teilnehmer eigene Kostüme basteln und Charaktere überlegen. Und dann wurde es etwas skurill: In diesen Kostümen wurde nämlich in einer eigens dafür aufgebauten Wrestling-Arena gekämpft. Damit konnten am Anfang wenige etwas anfangen, das hat sich aber schon beim zweiten Modular zum echten Renner entwickelt, dann auch in deutlich größerem Rahmen. Da gab es sogar eigene Einlaufmusik für jeden Kämpfer und im Vorfeld wurde sogar schon mit einer professionellen Wrestlerin das Kämpfen geübt, damit es nach echter Schlägerei aussieht, aber nicht weh tut. Das war mein ganz klares Highlight, das leider irgendwann nicht mehr ins Programm aufgenommen wurde.
Christoph: Ich denke immer ein bisschen schmunzelnd an unseren jugendlichen Leichtsinn zurück, mit dem wir die ersten Festivaljahre geplant haben, angegangen sind. Viele Erfahrungen mussten eben erst gesammelt werden. Auf Details gehe ich aber lieber nicht ein, sonst kriegen wir noch Ärger (lacht). Aber auch ernstere Themen wie die Evakuierung 2015 vergesse ich nie. Das war für uns alle das erste Mal, keiner hatte Erfahrung mit so einer Situation, man war ständig mit der Feuerwehr in Kontakt und hat zum Himmel hoch geschaut und es blitzen und stürmen gesehen. Klar, wir wollten es natürlich möglichst lange herauszögern. Bis eben doch der Moment kam, an dem entschieden wurde, dass evakuiert werden muss, weil es einfach zu gefährlich wurde. Das war schon ein sehr einschneidendes Erlebnis.
Franz: An das Big Battle erinnere ich mich auch noch gut! Generell sind es die vielen kleinen Dinge, an die ich gerne zurückdenke: Der Charme der Anfänge in der Innenstadt. Die Zentrale in der Alten Stadtmetzg. Wie wir dort abends gemeinsam draußen saßen und die verschiedenen Lichtinstallationen bewundert haben. Aber auch dieses Zusammentreffen von alter und neuer Jugend. Wie das eine Mal, als Thees Uhlmann gespielt hat, und ein recht junger Volunteer meinte: "Heee, das ist doch er Typ, der mit Casper gespielt hat". Da hat der ein oder andere Ältere schon mit dem Kopf geschüttelt. Da prallen einfach Welten aufeinander. Und das ist auch gut so! Das sind genau die Dinge, die das Modular zum Modular werden lassen.
Hier geht es noch einmal zurück zum ersten Teil des Interviews.
Foto: Adam Haranghy Photography