Die smaragdgrüne Schatzkammer im Steppacher Berg
Vor über 30 Jahren wurde in den Steppacher Berg, am Fuße des Bismarckturms, der größte Trinkwasserspeicher Augsburgs gebaut. Dass für den Hochbehälter genau dieser Standort gewählt wurde, war kein Zufall.
Im Jahr 1991 wurde er in Betrieb genommen – der bis dato größte Trinkwasserspeicher, den Augsburg besitzt. Bei der Auswahl des Standortes legten die Stadtwerke Augsburg (swa) Wert auf drei wesentliche Eigenschaften: gut versteckt, im Westen von Augsburg und auf einer Anhöhe sollte der Speicher sein.
Warum Steppach?
Eine gute Tarnung war wichtig, schließlich war die politische Situation durch den Kalten Krieg nach wie vor angespannt. Ein potenzieller Angreifer sollte daher diesen sensiblen Ort, mit dem die Wasserversorgung der ganzen Stadt stand und fiel, nicht auf dem Silbertablett serviert bekommen. Außerdem war es notwendig, den Behälter im Westen der Stadt zu stationieren. Dies hing damit zusammen, dass der Trinkwasserspeicher als sogenannter Gegenbehälter konzipiert war – ein Behälter, der sich vom Wasserwerk aus gesehen auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt befinden muss.
Hanglage macht Druck
Die swa gewinnen ihr Wasser aus den Trinkwasserschutzgebieten Stadtwald, Siebenbrunn, Meringer Au und Fohlenau, die sich rund um das Wasserwerk am Lochbach im Südosten der Stadt erstrecken. Zu guter Letzt spielt auch die erhöhte Lage eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl eines Trinkwasserbehälters. Nur wenn zwischen Speicher und Versorgungsgebiet ein bestimmter Höhenunterschied herrscht, kann der Wasserdruck aufgebaut werden, der nötig ist, um alle Gebiete der Stadt zu erreichen - im Notfall sogar ohne Strom.
Trinkwasserschatz am Bismarckturm
Der Ort, der alle drei Kriterien erfüllte und die swa so überzeugen konnte, war der Steppacher Berg im westlich der Stadt gelegenen Ort Steppach. Der Hügel, der unter den Augsburgern für den auf ihm befindlichen Bismarckturm und die schöne Aussicht bekannt ist, liegt auf einer Höhe von 529 Metern über N.N. und erhebt sich somit bis zu 70 Meter über Augsburg. Unscheinbar und für Spaziergänger leicht zu übersehen zweigt von der Zufahrtsstraße zum Bismarckturm ein Feldweg ab, der auf den ersten Blick ins Nichts führt. Er ist der Zugang zum größten und wichtigsten Trinkwasserspeicher der Stadt.
25 Millionen Liter Trinkwasser
Neben dem Tiefbehälter beim Wasserwerk am Lochbach (acht Millionen Liter) und dem Hochbehälter in Leitershofen (15 Millionen Liter) ist der Hochbehälter in Steppach mit einer Kapazität von 25 Millionen Litern die dritte und größte Wasserreserve der Stadt. Zwei identische Kammern mit je knapp 100 Metern Länge, 30 Metern Breite und einer maximalen Füllhöhe von fünf Metern beherbergen das wertvolle Lebensmittel. Gestützt werden sie von 76 Betonsäulen. Die hohe Mineralisation des Wassers sorgt dafür, dass es im Licht der Scheinwerfer in smaragdgrüner Farbe leuchtet. Die Kammern sind undurchdringbar von der Außenwelt abgeriegelt und es herrscht – wenn nicht gerade eine Führung stattfindet – absolute Dunkelheit. Zu groß wäre andernfalls das Risiko der Algenbildung oder Verunreinigung des wertvollen Trinkwassers durch Insekten oder Kleintiere.
Ständiger Wassertausch: Augsburg hat Durst
Auch wenn es so aussieht – das Wasser im Hochbehälter liegt nicht einfach nur still da, sondern ist in ständiger Bewegung. Tagsüber wird der Speicher entleert und sorgt gemeinsam mit den Brunnen im Südosten Augsburgs dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt auch in Spitzenzeiten ausreichend versorgt sind. Nachts, wenn im Versorgungsgebiet nur ein geringer Teil des Wassers der Brunnen verbraucht wird, werden die Kammern des Hochbehälters wieder gefüllt. Dabei darf der Wasserspiegel nie unter 3,5 Meter sinken, um eine „stille Reserve“ für den Notfall zu erhalten.
Augsburg und das Wasser: eine Liebesgeschichte
Die aufwendige Instandhaltung der Hochbehälter ist nur eine von vielen Maßnahmen, die die Stadtwerke Augsburg ergreifen, um für eine reibungslose Versorgung Augsburgs mit hochwertigem Trinkwasser zu sorgen. In den Trinkwasserschutzgebieten im Süden der Stadt wurden über die Jahre hinweg etliche Grundstücke aufgekauft, um die Bodenqualität und somit die Qualität des Grundwassers erhalten zu können.
Trinkwasserschutz mit dem "Augsburger Modell"
Darüber hinaus sorgt das „Augsburger Modell“, eine Kooperation mit Landwirten in der Region, dafür, dass landwirtschaftliche Flächen im Trinkwasserschutzgebiet so schonend gedüngt werden, dass das Grundwasser nicht beeinträchtigt wird. Im Gegenzug dafür bekommen die Landwirte von den swa einen finanziellen Ausgleich. Trotz all dieser Maßnahmen ist das Trinkwasser in Augsburg eines der günstigsten, gemessen an anderen deutschen Städten: 100 Liter des Augsburger Wassers kosten weniger als eine handelsübliche Flasche Mineralwasser aus dem Supermarkt.
Fotos: swa