Die neue Straßenbahn ist da

Donnerstag, 3. August 2023, es ist 3:28 Uhr in Augsburg. Plötzlich erhellt viel Blaulicht die Haunstetter Straße . Zwischen den Lichtern lassen sich bereits schemenhaft zwei große Schwerlasttransporter erkennen. Jetzt heißt es, die angrenzenden Straßen für den Autoverkehr abzusperren, denn die erste der elf neuen Straßenbahnen der Stadtwerke Augsburg (swa) wird angeliefert.

Nur langsam bewegen sich die beiden Schwerlasttransporter vorwärts, denn sie müssen die neue Straßenbahn, die in zwei Teile für den Transport zerlegt wurde, zentimetergenau in den Straßenbahnbetriebshof zirkeln. Neben den swa Mitarbeitenden sind auch Mitarbeiter der Herstellerfirma Stadler vor Ort und helfen bei der Einweisung. Nach einer guten halben Stunde ist es dann geschafft: Der erste Schwerlasttransporter steht mit den ersten zwei Wagenteilen im Straßenbahnbetriebshof. Und auch beim zweiten Schwerlasttransporter mit weiteren fünf Wagenteilen geht alles gut. Jetzt heißt es für alle Beteiligten erstmal Feierabend.

Die Straßenbahn, die ein Leergewicht von rund 52 Tonnen hat, wurde für den Transport in der Fertigungshalle der Firma Stadler in Valencia zerlegt. Die Schwerlasttransporter haben sie dann zum spanischen Abfahrtshafen Santander gebracht und von dort bis nach Brügge über den Seeweg transportiert. Dort ging es dann mit zwei Sattelschleppern weiter Richtung Augsburg. Auf einem der Sattelschlepper mit 73 Tonnen Maximallast waren zwei Wagenteile geladen, auf dem anderen Sattelschlepper mit 105 Tonnen Maximallast die restlichen fünf Wagenteile.

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Nächste Schritte: Zusammenbau und Tests

Als nächstes werden nun die einzelnen Tramteile in der swa Straßenbahnwerkstatt zusammengebaut und für den Betrieb in Augsburg ausgerüstet, bevor dann im September die erste Testfahrt im Straßenbahnnetz stattfinden wird. Es folgen zahlreiche Tests, Schulungen und die abschließende Genehmigung, bis die erste neue Tram voraussichtlich Anfang 2024 im Fahrgastbetrieb eingesetzt werden kann. Diese Tests werden von der Technischen Aufsichtsbehörde überprüft, bevor die Straßenbahn im Stadtverkehr weiteren Tests, wie etwa Bremstests bei unterschiedlichen Bedingungen und Beladungszuständen, aber auch Tests der Türen und Sicherungseinrichtungen unterzogen wird. Zudem muss das swa Fahrpersonal auf das neue Fahrzeug geschult werden. Außerdem muss jede Fahrerin und jeder Fahrer einige Zeit mit dem neuen, leeren Fahrzeug gefahren sein, bevor der Linienbetrieb mit Fahrgästen stattfinden kann.

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Neue Straßenbahnen: clever und komfortabel

Die neuen Straßenbahnen der Firma Stadler werden ältere Modelle ersetzen und bieten den Fahrgästen reichlich Komfort. Wie Combino und CityFlex sind die neuen Stadler-Straßenbahnen über 40 Meter lang und bieten maximal etwa 230 Fahrgästen Platz. Sie ersetzen die fast 30 Jahre alten kürzeren GT6, wodurch vor allem auch die Kapazität und der Komfort für die Fahrgäste erhöht wird. „In den neuen Straßenbahnen gibt es beispielsweise eine zweite Multifunktionsfläche, die Platz für Rollstuhlfahrer, Rollatoren und Kinderwagen bietet“, erklärt Klaus Röder, Leiter Fahrzeuge bei den swa. Zudem verfügen sie über eine CO2-gesteuerte Klimaanlage: „So können die Fahrzeuge noch nachhaltiger und bedarfsgerecht gekühlt werden. Denn sie erkennt durch den CO2-Gehalt in der Atemluft, wie viele Fahrgäste sich in der Straßenbahn befinden, und kann so das Klima optimal anpassen“, erklärt Röder. Die Wahl fiel bei den neuen Straßenbahnen nicht zufällig auf die Marken Stadler. „Der Auftrag wurde europaweit ausgeschrieben. Um alle Angebote gerecht bewerten zu können, gibt es einen vorher aufgestellten Kriterienkatalog. Wer diesen am besten und wirtschaftlichsten erfüllt, der muss am Ende den Zuschlag bekommen“, erklärt Röder. Die neuen Straßenbahnen sind wie die swa Busse silberfarben, jedoch mit einem grünen und roten Band unterhalb des Daches. Das Design ist als Sieger aus einer öffentlichen Abstimmung hervorgegangen.

Lieferverzögerung durch Pandemie und Ukraine-Krieg

Ursprünglich sollte die erste Straßenbahn bereits im Juli 2022 geliefert werden. Vor allem durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine hat sich der Termin immer weiter nach hinten verschoben. Die Pandemie hatte gerade auch in Spanien erhebliche Auswirkungen und die Produktion des Werkes von Stadler in Valencia lahmgelegt. Auch Lieferketten von Bestandteilen oder Rohstoffen für die Produktion wurden durch die weltweite Pandemie unterbrochen. Diese Situation hat sich durch den Krieg in der Ukraine nochmals deutlich verschärft, nachdem einzelne elektronische Bauteile für die Straßenbahnen in der Ukraine und auch Belarus produziert werden. Entsprechend fielen Vorlieferanten wegen der Sanktionen aus oder die Lieferung der Komponenten verzögerte sich.

Im Herbst wird dann eine zweite Tramlink in Augsburg eintreffen. Die weiteren Bahnen folgen nach und nach im Lauf des kommenden Jahres. Dann werden mit Combino, Cityflex und Tramlink nur noch lange und moderne Fahrzeuge in Augsburg im Einsatz sein.

Fotos: swa / Annika Heim

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