#AugsburgArtists: Verena Kandler – Teil 2
Im ersten Teil des Interviews hat uns die bildende Künstlerin Verena erzählt, woher sie ihre Inspiration bezieht, wie sie arbeitet und welche Vision sie für die Kunst in Augsburg hat. Im zweiten Teil des Interviews erzählt sie von ihrem aktuellsten Projekt, dem "Plastic Neptune", das 2019 in Augsburg zu sehen war, und stellt ihre damit verbunden Ziele und Botschaften vor.
Gibt es eines oder mehrere "Lieblingskunstwerke", die du uns vorstellen möchtest?
In meinen eigentlich noch wenigen Jahren des regelmäßigen künstlerischen Schaffens (ca. fünf Jahre) sind mir einige meiner Arbeiten besonders vertraut: Heroes for Non-Heroes (2017) ist eine Plexiglas-Arbeit, die sich mit heutigen Glaubenserscheinungen auseinandersetzt; die Litfaßsäule „#boobssexy“ (2019) mit Instagram-Selfie-Darstellungen zählt auch zu meinen neuen Favoriten; zu guter Letzt drücken die „Plastic Neptune“ (2019)-Arbeiten eine organische und zukunftsbezogene Botschaft aus, deren Ausdruck mir sehr wichtig ist. Die Aktion "Benvenuti Kulturkanal" hat im Sommer 2019 die Altstadtkanäle in einen großartigen kunstvollen Zustand verwandelt.
Erzähl uns bitte mehr über dein Kunstwerk "Plastic Neptune".
„Plastic Neptune“ zeigt ozeanische und phantastisch anmutende Zukunftsszenarien und -wesen, welche sich an ein Leben im Plastiküberfluss und mit Mikroplastik in ihren Organismen angepasst haben. Die Arbeiten zeigen einen Versuch der Übereinkunft aus menschengemachtem Müll und organischem Leben. Die Gestaltung der Figuren soll gleichzeitig Spielerei und futuristische Ausformulierung sein. Ich habe dabei auf Bauplane gearbeitet, denn mich interessiert das spezielle Material und ich habe eine kleine Abneigung gegen die klassische Leinwand. Zu den Collage-Arbeiten mit Plastikmüll kam es deshalb, weil ich oft Materialien aus meinem Umfeld verwende und gerade weil Plastik so einen schlechten Ruf hat, hat es mich nochmal mehr gereizt, damit zu arbeiten.
Was ist die Message der Ausstellung? Man sieht Meeres- oder Zukunftswesen, die im Ozean leben und die Mikroplastik in ihrem Körper haben – es wird ein Evaluationsprozess dargestellt, wie sich das Leben im Meer mit Plastik entwickeln wird.
Wie kam die Aktion an?
Für mich hat sie ihr Ziel erreicht: Meine Kunst hing für mehrere Wochen an einem öffentlichen Platz. Es wurde von wahnsinnig vielen Leuten gesehen, da es direkt im öffentlichen Raum stand. Das ist sowieso ein Hauptziel meiner Kunst. Im Vorbeigehen habe ich schon mal mitbekommen, dass die Leute meine Kunstwerke interessant fanden. Oder wie lange die Menschen mein Kunstwerk betrachtet haben, allein das sagt bereits vieles aus.
Warum hatte und hat dieses Werk für dich eine besondere Bedeutung?
Meine Arbeiten sind - abgesehen von der werkautonomen Wirkung – als Ansporn für andere Künstler oder die Gesellschaft bezüglich einer Kunst in und für die Öffentlichkeit zu verstehen. Klassische Galerien wirken auf mich veraltet und zu großen Teilen nicht mehr zeitgemäß – Kunst heute kann auch außerhalb von etablierten Räumlichkeiten spontan und vielleicht sogar unmittelbarer auf deren Betrachter wirken.
Wo sonst findet man in Augsburg Kunstwerke von dir?
Derzeit noch im Glaspalast im Rahmen der Ausstellung zum Friedensfest 2019 „Freiheit – Grenzenlos frei?“ sowie im Weißen Lamm und in der Ballonfabrik. Aktuelle Neuigkeiten zu meiner Kunst werden immer zeitnah auf meiner Website veröffentlicht: www.verenakandler.com.
Fotos: swa / Caroline Reili